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Blasmusikverbände kämpfen mit großen Herausforderungen

Der Allgäu-Schwäbische Musikbund warnt in Anhörung beim Bayerischen Landtag vor Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiekrise.

München – Schrumpfende Mitgliederzahlen, weniger Nachwuchs für Ensembles, gesunkene finanzielle Rücklagen – das sind Probleme, mit denen die Laienmusikkultur im Freistaat aktuell zu kämpfen hat. Der Bayerische Landtag hat dazu am 9. November Sachverständige zu einer Anhörung im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst geladen, um sich ein Bild von der Laienmusik- und Laientheaterszene nach zwei Jahren Corona-Pandemie zu machen. Der ASM war vertreten durch seinen Präsident Franz Josef Pschierer und Geschäftsführer Joachim Graf. Die bayerischen Blasmusikverbände appellierten einstimmig dafür, dass Singen und Musizieren in Kitas und Schulen wieder eine größere Bedeutung bekommen muss. Denn das legt die Basis für eine lebendige Laienmusikkultur.

Der ASM hat einen guten Überblick über die Landschaft der Laienmusik-Ensembles im Regierungsbezirk Schwaben: Unter seinem Dach sind aktuell rund 650 Musikvereine mit insgesamt rund 930 Orchestern und Ensembles organisiert. Sie haben insgesamt über 37.500 aktive Mitglieder.

Finanzielle Herausforderungen der Musikvereine durch Energiekrise noch verschärft

Die durch die Corona-Pandemie ohnehin vorhandenen finanziellen Herausforderungen für die Laienmusik in Bayern verschärfen sich wegen der steigenden Inflation und der aktuellen Energiekrise noch weiter. Aufgrund der durch die Corona-Pandemie aufgebrauchten Rücklagen können solche Energiekostenerhöhungen von den Vereinen vielerorts nicht mehr selbst finanziert werden. Hier mahnten die Verbände, dass es dringend notwendig sei, Vereine bei eventuellen Bundesprogrammen zu berücksichtigen oder von Seiten des Freistaates Bayern entsprechende Hilfsprogramme zu schaffen.

v.l.n.r.: Andreas Kleinhenz (Geschäftsführer NBMB), Andreas Horber (Geschäftsführer BBMV), Robert Brannekämper, MdL (Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst), Joachim Graf (Geschäftsführer ASM), Franz Josef Pschierer, MdL (Präsident des ASM), Dr. Wolfgang Heubisch, MdL (Stv. Vorsitzender des Ausschusses)
v.l.n.r.: Andreas Kleinhenz (Geschäftsführer NBMB), Andreas Horber (Geschäftsführer BBMV), Robert Brannekämper, MdL (Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst), Joachim Graf (Geschäftsführer ASM), Franz Josef Pschierer, MdL (Präsident des ASM), Dr. Wolfgang Heubisch, MdL (Stv. Vorsitzender des Ausschusses)

Weniger junge Mitglieder in Musikvereinen als vor der Pandemie

Aus Sicht des ASM ist die Laienmusikszene in Schwaben und im Allgäu eine tragende Säule für kulturelle Bildung und bietet einen niedrigschwelligen Zugang aller Altersgruppen zu kulturellen Angeboten. Gerade für Kinder und Jugendliche sieht der ASM die Bedeutung der Laienmusik als besonders hoch an, da es aufgrund des Lehrkräftemangels aktuell zu wenig musikalische Angebote an Schulen gebe. Bei eben dieser jungen Zielgruppe gibt es aber nach zwei Jahren Corona-Pandemie auch Nachholbedarf: Weil 2020 und 2021 kaum Nachwuchswerbung stattfinden konnte, kam es zu einer deutlichen Reduzierung der Mitglieder unter 18 Jahren in den Musikvereinen. ASM-Präsident Pschierer dazu: „Nachwuchsarbeit ist die erklärte Priorität eins bei uns wie auch den anderen Verbänden. Mit der großen Imagekampagne #MACHMUSIK wurde der Auftakt gemacht, um mit dem musikalischen Angebot unserer Vereine wieder ins besser Bewusstsein der Bevölkerung zu kommen. Doch es bedarf nicht nur interessierter Kinder, die bereit sind ein Instrument zu erlernen – sondern auch der Ausbildungsstrukturen mit kompetenten Ausbildern – die ebenfalls pandemiebedingt gelitten haben.“ „Wichtigster Rückenwind des gesamten Amateurmusikwesens wäre eine bessere Implementierung und Aufwertung der musikpädagogischen Basisarbeit bereits in den Kindertagesstätten, vor allem aber auch in den Schulen. Dort erfährt die Musik derzeit aufgrund der desolaten Personalsituation bedauerlicherweise aber eher eine Abwertung, statt dem Gegenteil“, ergänzt Geschäftsführer Joachim Graf.

Fehlende Planungssicherheit macht Ensembles weiterhin zu schaffen

Viele Vereine, Organisationen und Ensembles kämpfen aufgrund der Corona-Pandemie mit gesunkenen finanziellen Rücklagen, wie der ASM beobachtet. Abgesagte Konzerte und Veranstaltungen haben massiv an den finanziellen Ressourcen gezehrt. Die Corona-Hilfsprogramme konnten zwar Defizite im musikalischen Bereich mindern und in Teilen dafür sorgen, dass Dirigenten und Ausbilder nicht in andere Bereiche abgewandert sind. Eine Entspannung der Lage ist noch nicht absehbar: Fehlende Planungssicherheit sorgt dafür, dass viele Ensembles unsicher sind bei der Planung von Veranstaltungen. „Moral, Mut und Zuversicht der Verantwortlichen in den Vereinen haben in den letzten Wochen und Monaten als „zartes Pflänzchen“ wieder zu wachsen begonnen, was auch dringend notwendig war. Erneute pandemiebedingte Einschränkungen – sollten sie denn kommen - hätten demensprechend eine fatale Wirkung“, ist sich Pschierer sicher. Zudem stelle auch eine große gesellschaftliche Veränderung, die in allen Lebensbereichen zu erkennen ist, die Vereine vor Probleme: Sie äußert sich durch weniger Bereitschaft der Musikerinnen und Musiker, sich an Proben und Auftritten zu beteiligen, sowie durch gesunkene Publikumszahlen. Während der Corona-Pandemie hätten sich die Menschen daran gewöhnt, mit weniger Freizeitangeboten auszukommen – der ASM hofft aber darauf, dass sich dieses Verhalten mit der Zeit wieder normalisieren wird.